UB-Entwurf und Stunden-Reflexion: Vorgaben und Anregungen
Der UB-Entwurf
Diese Seiten zum UB-Entwurf stehen nicht unter einer CC-Lizenz...
Das Script (mit nicht ganz aktueller Verlaufstabelle) als .pdf bekommen sie hier: UB-Entwurf (intern)
Formalia: Abgabe des Entwurfs soweit nicht anders vereinbart am Vortag des Besuchs bis 19:00 Uhr per Email.
Einige Aspekte sind chemiespezifisch und erweitern die Vorgaben des Seminars. Dazu gehören insbesondere: Kernidee, Baukasten. Die Kernidee ist mir besonders wichtig, weil SIE auf den Punkt bringen müssen, was Sie von den Schülern wollen. Der Baukasten wird von uns nur in Absprache genutzt. Sie dürfen auch eigenständig einen didaktischen Aspekt im Entwurf gründlich darlegen, wenn er zum Beispiel einem ihrer Entwicklungsschwerpunkte entspricht.
Fragen Sie mich (TF), wenn sie sich zum Entwurf in irgend einem Aspekt unsicher sind.
Wozu dient der UB-Entwurf?
- Durch den Entwurf informieren Sie Besucher ihres Unterrichts über das, was in der Stunde passieren soll
- Sie zeigen, dass sie über ihre Stunde gründlich nachgedacht haben
- Durch das Nachdenken und die Darstellung ergeben sich gute Ansatzpunkte für eine sinnvolle Reflexion
- Sie lernen "nebenbei", dass es bestimmte Aspekte von Unterricht gibt, über die grundsätzlich bei jeder Studnenplanung nachgedacht werden muss (UE, Funktion der Stunde in der UE, Ziele, Kernidee, Lernweg, lernrelevante Tätigkeiten) - Unterricht für die Schüler planen.
- Einige dieser Gedanken fassen sie "ohne Besuch" nicht in schriftliche Worte. Eine Skizze der Verlaufsplanung sollten sie aber immer anfertigen. Vielleicht nicht die Langform für den Entwurf, aber eine sinnvolle Kurzfassung.
Die Struktur des Entwurfs
Zu den Gliederungspunkten sind Erklärungen verlinkt.
Deckblatt
liefert Informationen, wer Sie sind, wo und wann der UB stattfindet.
Thema der Stunde
Stellung der Stunde innerhalb der UE
Kernidee der Stunde
Zentrale Lernaufgabe
Zentrales Ziel, Ziele
Zentrale Beiträge zur Kompetenzentwicklung
Baukasten: Spezielle Überlegungen zu einem abgesprochenen Aspekt
Verlaufsplan
Anhänge
Dazu gehört immer auch ein kommentierter Sitzplan.
Reflexion und Nachbesprechung von Unterricht
Reflexion ist eine der zentralen Fähigkeiten von LehrerInnen. Es geht darum, aus Stundenplanungen, Stundenverläufen, Durchführungsaspekten, Lehrerverhaltensweisen, Schülerverhalten Rückschlüsse für die weitere Verbesserung des Unterrichts zu ziehen. Wer gut reflektieren kann - und wer bereit ist, das zu tun und die Folgerungen zu akzeptieren - der kann Unterricht fortlaufend weiterentwickeln. Und das ist doch ein Kernanliegen aller LehrerInnen, oder? Immer besser unterrichten, typische Fehler nur einmal machen, Neues ausprobieren und zur Steigerung der Unterrichtsqualität nutzen. Oder wollen sie jemand sein, der immer die gleichen Fehler macht, auf die unfähigen, immer-blöder-werdenden Schüler schimpft und immer unzufrieden ist? Falls ja, müssen Sie nicht weiterlesen. Wollen Sie aber immer lernwirksamer unterrichten, an der Zufriedenheit der SchülerInnen und an ihrer eigenen Zufriedenheit arbeiten, dann lernen sie, Unterricht zu reflektieren.
Zielrichtungen und Aspekte der Reflexion
- Inhalte/ Schwerpunktsetzung
- Verlauf im Vergleich zur Planung
- Ziele im Abgleich mit dem tatsächlich Erreichten
- Schülerverhalten
- Lehrerverhalten
- Methoden
- Medien
- Sozialformen
- Differenzierung
- Modelle
- Versuche
- Strukturierung, Phasierung, Funktion der Phasen (LLM)
- Lernertrag mit Blick auf alle/ einzelne SchülerInnen
- alles...
Aber worauf kommt es an?
Eine gute Reflexion greift gezielt die Kernidee der Stunde auf. Sie reflektieren, ob das Gewollte funktioniert hat, welche Schwierigkeiten aufgetreten sind und was sie dahingehend zukünftig anders machen würden, damit der Unterricht für ihre SchülerInnen noch lernwirksamer wird
Was brauchen Sie dafür?
- Eine durchdachte Planung, damit sie überhaupt gezielt auf Aspekte zugreifen können
- gründliche Beobachtung und Diagnose innerhalb der Stunde
- Überlegung, Nachdenken - eine gute Reflexion kann man nicht aus dem Bauch heraus machen. Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit.
- Schwerpunktsetzung. Siehe oben. Es gilt: Zentrale Aspekte klar reflektieren ist besser als möglichst viele Einzlheiten nachzuerzählen.
Achten sie auf eine schülerorientiert gedachte Reflexion. "Ich habe xy erreicht..." ist wertlos. Im Unterricht geht es um Lernerfolge der SchülerInnen. In der Reflexion muss es deshalb um die Lernerfolge aller - vieler - einiger SchülerInnen gehen.
- Selbstbewusst: Was ist gelungen? Was sind meine Stärken?
- und kritisch: Baustellen, Probleme, Veränderungsansätze
- und konkret: Idealerweise machen Sie ihre Reflexion an konkreten Schülerleistungen/ Lernprodukten/ Ereignissen fest und bleiben nicht allgemein.
In iServ finden Sie ein ausführliches Script zur Reflexion: Script Stundenreflexion intern
It's a Schaustunde,...!
...und hat mit alltäglichem Unterricht nichts zu tun! Diese Einlassung halte ich (TF) für Unsinn und auch für eine faule Ausrede.
Warum ist das so?
Unterrichtsbesuche dienen der Ausbildung. In Unterrichtsbesuchen sollen sie also nach Möglichkeiten und Kräften guten Unterricht, lieber sogar lernwirksamen Unterricht gestalten, durchführen und zeigen. Wenn Sie das extra für einen UB anders machen müssen als im "Alltag", spricht das nicht unbedingt gegen UBe... Andererseits stimmt es aber: Bei UBen geht es um Unterricht, der so gut und klar wie möglich geplant ist. Das kriegen Sie nach dem Referendariat nicht durchweg so hin. Gerade darin liegt aber auch eine Bedeutung der UBe: Wenn sie einzelne Stunden und Einheiten exemplarisch so durchdacht wie möglich planen, entwickeln Sie dabei auch Ideen und Vorgehensweisen, die später bei einer zügigeren Planung helfen. Genau so lernen Sie auch gut: Planen Sie einzelne Stunden und Einheiten sehr intensiv und durchdacht. Nutzen Sie diese Planungen, um geeignete Arbeitswesein auszuprobieren, auf die Sie danach "alltäglich" zurückgreifen können - und die "gute Routinen" werden.
Ich stimme Ihnen aber zu: Wenn Sie mit Vorgaben konfrontiert sind, die sagen, dass eine gute Stunde genau so: x, y, z... und nicht anders auszusehen hat, ist es schwierig. Mir (TF) ist es (in meinem Fach Chemie) wichtig, dass Sie eine funktionierende Idee von lernwirksamem Unterricht entwickeln, die zu Ihnen als LehrerInnenpersönlichkeit passt. Es gibt andererseits aber auch klare Merkmale lernwirksamen Unterrichtens, die sie immer beachten müssen. Dazu gehören Differenzierung, Aktivierung, Sinnhaftigkeit, Sicherung, Schwerpunktsetzung, naturwissenschaftliches Denken usw. Jeder Unterricht, der die in Pädagogik und (Chemie-)Didaktik weitgehend unbestrittenen Kernmerkmale lernwirksamen Unterrichts umsetzt (tatsächlich und konkret, nicht nur als Behauptung im Entwurf), ist möglich und gewollt. Nur solche UBe sind auch zur Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten sinnvoll. Sie brauchen aber auch Mut, lernwirksamen Unterricht zu zeigen. Vielleicht klammern Sie sich doch an dem fest, was angeblich von Fachleitern gewollt ist? Selbst Schuld. Sie sind als LehrerIn gefordert, Entscheidungen zu treffen, Persönlichkeit zu entwickeln. Dazu gehört auch, für die eigenen Ideen einzustehen. Wichtig ist, dass sie ihre Ideen entlang aktueller Didaktik und Pädagogik begründen können. Wichtig ist auch, dass sie für diese Begründungen den Hintergrund der didaktischen/ pädagogischen Diskussionen und Standpunkte passend einordnen.
Beispiel?
"Alle Schüler nehmen aktiv am Unterrichtsgespräch teil. Ich führe die Schüler geschickt zu den richtigen Gedanken". Das könnten sie behaupten, wenn sie ein LSG (Frage-Antwort-Pingpong) durchziehen. Der Begriff "Aktivierung" meint aber mehr als die Idee, dass theoretisch jeder Schüler versuchen könnte, mitzudenken. Insofern würden sie mit der o.g. Behauptung eine Mogelpackung verkaufen und nicht lernwirksam unterrichten. Setzen sie sich also mit den didaktischen Grundlagen des Fachs und der Pädagogik auseinander, damit sie lernen, was "gemeint" ist. Mehr dazu im Laufe der Ausbildung.
Machen sie sich auch von der alten Idee frei, Unterricht sei immer 45 Minuten mit Einstieg, Erarbeitung, Ergebnissicherung als klare alleinstehende Einheit. Orientieren Sie sich an zeitgemäßen Ideen. Siehe auch: Das LLM des Seminars: LLM Übersicht zu didaktischen und methodischen Überlegungen und LLM Übersicht zu Kernbegriffen lernwirksamen Unterrichtens. Dieses gibt Ihnen Hilfen, Anregungen und Freiräume.
Sollten Sie jemals zu der Einsicht kommen, dass mein Ausbilder nur bestimmte Stunden sehen will, sprechen Sie sie/ihn doch einfach mal an. Die Diskussion über Grundlagen lernwirksamen Unterrichts im Fach ist immer hilfreich.
Es gibt eine Ausnahme bei den Prüfungen. In einem Prüfungsunterricht sollen Sie ihre Fähigkeiten im Bereich des Unterrichtens, Planung, Durchführung, Reflexion, Lehrerpersönlichkeit usw. so umfassend wie möglich ins Schaufenster stellen. Sie sollen auch hier lernwirksamen Unterricht zeigen. In dieser Stunde aber achten Sie darauf, dass alle zentral wichtigen Unterrichtsphasen in dieser einen Stunde vorkommen. Dafür können Sie sich am LLM orientieren. Es soll also auch hier gut unterrichtet werden, den Unterrichtsgegenstand schneiden Sie aber so zu, dass er in 45 Minuten sinnvoll bearbeitet werden kann. Die Ausnahme bei den Prüfungen betrifft also nicht die Merkmale lernwirksamen Unterrichtens, sondern den Zuschnitt des Themas.